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NAVARRA

 

Navarra – vom alten Königreich zur Comunidad Foral

Die Comunidad Foral de Navarra - eine der kleinsten autonomen Regionen Spaniens - umfasst einen Teil des alten Königreiches von Navarra, auf dessen historische Rechte (Fueros oder Privilegien, die dem Gewohnheitsrecht entstammen) sich die Autonomie Navarras stützt: Sie genießt finanzielle Selbstständigkeit, d.h. sie zieht die Steuern auf ihrem Gebiet selbst ein und führt lediglich eine durch ein bilaterales Abkommen festgelegte Summe an den Zentralstaat ab. Wie Katalonien oder das Baskenland verfügt auch Navarra mit der Policía Foral über einen eigenen Polizeikörper, der der Regionalregierung unterstellt ist. Die Geschichte Navarras war stets von der Grenzlage zwischen Frankreich, Kastilien, Aragón und dem Baskenland geprägt. Zahlreiche mittelalterliche Städte, wie Artajona, Estella oder Olite - der frühere Sitz der Könige von Navarra - Tudela und Roncesvalles, wo der Jakobsweg in Spanien seinen Anfang nimmt, zeugen von einem enormen kulturellen Reichtum. Trotz ihrer relativ geringen Ausdehnung weist die Region erhebliche geografische Gegensätze auf: Gipfelregionen der Pyrenäen, die wüstenähnlichen Bardenas Reales und die Ribera, Navarras blühender Süden, ein von den Wassern des Ebro genährter Garten. Die Hauptstadt Pamplona (baskischer Name Iruña) ist international vor allem durch die Sanfermines – einem Fest zu Ehren des Schutzpatrons der Stadt - und ihr traditionelles Stiertreiben bekannt.

Filme aus Navarra

1902 wurden Szenen einer Prozession während der Sanfermines gedreht. Seit der Entstehung dieser Bilder hat die Region zahlreiche Filmemacher hervorgebracht. In den beiden letzten Jahrzehnten hat sich die Filmproduktion in Navarra auf Grund der digitalen Möglichkeiten und der öffentlichen Hilfen vervielfacht. Produzenten und Filmemacher können auf die Unterstützung der Stiftung INAAC (Instituto Navarro de las Artes Audiovisuales y la Cinematografía) zählen, die 2009 von der Regierung von Navarra gegründet wurde. In dieser Reihe, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung INAAC und der Filmothek von Navarra sowie mit dem Dokumentarfilmfestival Punto de Vista entstanden ist, präsentieren wir Ihnen navarresische Produktionen der letzten Jahre, die genauso vielseitig sind wie die Region selbst.

 
 
  Baztán
Iñaki Elizalde | E 2012 | 98 Min. | OmeU

Ein Filmteam reist in das verborgene Baztán-Tal in Navarra, um einen Film über einige düstere Ereignisse zu drehen, die sich Anfang des 17. Jahrhunderts abspielten. Während sie filmen und das Leben mit den Einheimischen teilen – einige von ihnen spielen im Film mit – entdecken sie die rassistische Unterdrückung, die die sogenannten „Agotes“ erlitten, die im Tal bis in die Gegenwart Opfer der Ausgrenzung sind.

Do 5. 12., 20.00 h Arsenal
Mi 11. 12., 16.00 h Atelier

 
  Pura vida
Wahres Leben

Pablo Iraburu y Migueltxo Molina | E 2012 | 81 Min. | OmeU

An der Südflanke des Annapurna ringt in 7400 m Höhe Iñaki Ochoa de Olza mit dem Tod. Sein Seilgefährte ruft um Hilfe. Von der anderen Seite der Welt aus beginnt eine der größten Rettungsversuche in der Geschichte des Himalaya. Der Annapurna gilt als einer der gefährlichsten Berge der Welt. 41% derjenigen, die zum Gipfel wollen, kommen um. Rettungsaktionen in über 7.400m sind äußerst schwierig, da Hubschrauber in dieser Höhe nicht fliegen können und nur Wenige die Sauerstoffarmut ertragen. Vier Tage lang wagt ein Dutzend Männer – darunter die besten Bergsteiger der Welt- alles, um Iñaki zu retten.

So 8. 12., 17.30 h Atelier

 
  No tengas miedo
Hab‘ keine Angst

Montxo Armendáriz | E 2012 | 90 Min. | OmeU

Hab keine Angst erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die schon als Mädchen unter dem Missbrauch ihres Vaters leiden musste. Mit 25 Jahren versucht Silvia, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihre Würde zurückzuerhalten, trotz der offensichtlichen Spuren der Vergangenheit. Montxo Armendáriz nimmt sich des schwierigen und unbehaglichen Themas mit Einfühlungsvermögen und Eleganz an. Sein Film zeigt eine Realität, die leider immer noch ein Tabuthema darstellt und von unserer Gesellschaft verleugnet wird.

Mi 11. 12., 19.00 h Atelier

 
  Bi anai
Zwei Brüder

Imanol Rayo | E 2011 | Baskische OF mit englischen Untertiteln

Paulo ist erst 15 und muss sich nach dem Tod seines Vaters um seinen geistig behinderten Bruder kümmern. Er hat große Mühe den elterlichen Betrieb am Laufen zu halten, sein Bruder treibt sich währenddessen im Dorf herum. Verwurzelt in der baskischen Vorstellungswelt bezieht sich Bi anai auf die Magie von Obaba – jenem imaginären Ort, der Bernardo Atxaga diente um sein fantastisches Universum darzustellen. Dabei entdecken wir diese geflüsterte Erzählung der beiden Brüder in einem Dorf, in dem der Blick mehr sagt als Tausend Worte und wo die Angst (vor Gott, vor dem eigenen Leben, vor der menschlichen Natur) alles beherrscht.

Mo 9. 12., 18.30 h Atelier

 
  La buena nueva
Die gute Nachricht

Helena Taberna | E 2009 | 98 Min. | OmeU

Navarra 1936, kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs: Der junge Priester Miguel tritt in einem kleinen Dorf seine erste Pfarrstelle an. Nach der Ermordung von republikanischen Dorfbewohnern stellt sich Miguel auf deren Seite und somit gegen die Faschisten. Eine besondere Freundschaft, die sich zwischen ihm und der verwitweten Dorflehrerin Margari entwickelt, macht ihn jedoch angreifbar, vor allem gegenüber der konservativen Amtskirche…

Mo 9. 12., 21.30 h Arsenal

 
  Nevando voy
Es wird schneien

Maitena Muruzábal und Candela Figueira | E 2008 | 99 Min. | OmU

Der Winter steht vor der Tür und in der Versandabteilung einer Schneekettenfabrik häufen sich die Auftragseingänge, weshalb Javier Verstärkung anfordert. Jairo wird aus einer anderen Abteilung zu ihm versetzt, Ángela und Karmentxu kommen von einer Zeitarbeitsfirma. Tag für Tag verpacken die vier schweigend Schneeketten, jeder an seinem Platz. Der Wetterbericht kündigt Sturm an und die Arbeit verlängert sich. Ángela beginnt – ohne sich dessen bewusst zu sein, die Arbeitsregeln zu unterwandern… Was wird passieren, wenn es aufhört zu schneien?

Di 10. 12., 18.30 h Atelier

 
  Bajo las estrellas
Unter dem Sternenhimmel

Félix Viscarret | E 2007 | 107 Min. | OmeU

Benito Lacunza, ein unbedeutender Trompetenspieler, Faulenzer und Weltenbummler, kehrt zu seinem Geburtsort nach Navarra zurück, um seinen Vater zu bestatten. Dort trifft er auf seinen gutherzigen Bruder Lalo, der kurz vor seiner Hochzeit steht. Seine Verlobte heißt Nines, frühzeitig vom Leben bestraft und alleinerziehende Mutter. Benito kennt sie noch aus Jugendzeiten und will Lalo vor ihr bewahren. Doch dann kommt Ainara ins Spiel, Nines Tochter, ein rebellisches und introvertiertes Kind…

Sa 7. 12., 22.00 h Arsenal

 
  Punto de Vista – Festival Internacional de Cine Documental de Navarra
Das Internationale Dokumentarfilmfestival von Navarra „Punto de Vista“, auf den Autorendokumentarfilm spezialisiert, initiierte 2010 das Projekt X Films als Hommage an die gleichnamige navarresische Produktionsfirma, die sich bis in die 1980er Jahr hinein auf risikofreudige, künstlerisch anspruchsvolle und innovative Filme spezialisiert hatte . Das Projekt X Films unterstützt junge spanische Dokumentarfilmer, indem es ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Projekte zu präsentieren. Der von einer unabhängigen Jury ausgewählte Film wird anschließend in Navarra produziert und die Premiere des Films auf dem Festival Punto de Vista gefeiert. Wir zeigen ihnen die Gewinner der ersten drei Ausgaben: Notas de lo efímero von Chus Domínguez (2010), Goitik behera, behetik gora von Vicente Vázquez und Usue Arrieta (2011) und zuletzt den Film Dime quién era Sanchicorrota von Jorge Tur Moltó (2012).
 

Notas de lo efímero
Chus Domínguez | E 2010 | 28 Min. | OF
Notas de lo efímero ist ein filmisches Tagebuch über den Aufenthalt des Regisseurs in der Pension Eslava in der Altstadt Pamplonas im März und April 2010. Eine filmische Reflektion über den Alltag und den Lauf der Zeit.

Goitik behera, behetik gora (De arriba abajo, de abajo arriba)
Von oben nach unten, von unten nach oben

Vicente Vázquez und Usue Arrieta | E 2011 | 31 Min. | OF
Goitik behera, behetik gora ist ein Film über Gruppengemeinschaften, die ein gemeinsames Hobby im Freien praktizieren, und analysiert das Auf und Ab am Beispiel zweier Freizeitaktivitäten: das Flugmodell Steigen Lassen und die goitibeheras, Gefährte ohne Antrieb, die man abwärts fahren lässt.

Sa 7. 12., 16.00 h Atelier

 
  Dime quién era Sanchicorrota
Erzähl mir von Sanchicorrota

Jorge Tur Moltó | E 2013 | 63 Min. | OmeU

Im südlichen Navarra, in den Bardenas Reales (ein Grand Canyon in blassem Sepia), wandelt der Film auf den Spuren des legendären Banditen Sanchicorrota. Eine der vielen Geschichten und Fabeln zum spanischen Robin Hood: Um seine Verfolger in die Irre zu führen, ließ Sanchicorrota die Hufeisen seiner Pferde verkehrt herum anbringen. So liest man die Spur in die verkehrte Richtung. Ähnliches stellt der Film mit Zuschauererwartungen an einen Dokumentarfilm an. Ein Hirte wird mehrmals aufgefordert eine Anekdote zu erzählen, aber sein „spontanes“ Erzählen wird aus dem Off mit Regieanweisungen korrigiert, wie z. Bsp. er solle keine anderen Dokus als Quelle erwähnen. Zuerst hält man das für Stümperei, weil die Wahrheit damit unterminiert scheint. Aber die ausgezeichneten visuellen Qualitäten des Films sprechen eine deutliche Sprache: hier ist ein Profi am Werk, der aber falsche Fährten legt. Damit legt er in seiner Konstruktion der unglaubhaften Geschichten die eigentliche Fährte: Es gibt keine klare Spur, die zum legendären Banditen führt. Nur Spuren in Form von Geschichten, die sich im Volksmund um ihn ranken und sich auf komische, unerwartete, dramatische Weise in die Bilder des Heute einschreiben.

Sa 7. 12., 18.00 h Arsenal
Di 10. 12., 16.00 h Atelier

 

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